Auslandstudium mit Kind

Julia Fischer ist 29 Jahre alt, studiert an der Universit?t Bamberg European Economic Studies und hat sich f¨¹r ein einsemestriges Auslandsstudium in Spanien (Universidad de Huelva) entschieden - mit einem dreij?hrigen Kind!

Im Interview hat sie einigeTipps parat und erz?hlt, wie wichtig eine Kinderbetreuung f¨¹r einen Auslandsaufenthalt mit Kind ist.


Wieso haben Sie sich f¨¹r ein Auslandsstudium mit Kind entschieden- was war Ihre Motivation? Hatten Sie Bedenken mit Kind ins Ausland zu gehen ?

Das Auslandsstudium ist Teil meines Studienganges. F¨¹r mich war es klar, dass ich gehen m?chte. Ich hatte mich bereits seit Beginn meines Studiums darauf gefreut und wollte nicht darauf verzichten. Au?erdem wurde es mir in der Studienberatung nahegelegt, da dies auch meine Jobchancen verbessern kann, da dem zuk¨¹nftigen Arbeitgeber Flexibilit?t trotz Kind signalisiert wird. Nat¨¹rlich habe ich mir Gedanken gemacht, wie sich meine Tochter adaptiert, gerade bez¨¹glich Sprache und der neuen Situation. F¨¹r sie war das auch die erste Fremdbetreuung au?erhalb der Familie und engen Freunden.

Wer hat Ihnen bei der Planung und Organisation geholfen?

Das Auslandsamt der Universit?t Bamberg hatte mir einige Weblinks zugesendet, die mir bei meiner Studienorganisation sehr geholfen haben. Auch Tipps zur Finanzierung habe ich dort bekommen. Au?erdem hatte ich vor Ankunft 188betÑÇÖÞÌåÓý±¸ÓÃ_188ÌåÓýƽ̨-Ͷע*¹ÙÍø zur Gastuniversit?t und habe ¨¹ber Internet/soziale Medien (Facebook-Gruppen, Interviews und Blogs) und in meinem Bekannten- und Freundeskreis Tipps bekommen.

Hatten Sie eine Anlaufstelle vor Ort, bei der Sie Unterst¨¹tzung finden konnten?

Nicht direkt. Ich hatte jedoch Gl¨¹ck, dass ich ¨¹ber soziale Medien (Facebook) tats?chlich eine Mutter gefunden habe, die im Vorjahr an derselben Uni mit zwei Kindern studiert hatte. Sie hat mir einige Tipps gegeben bez¨¹glich Kinderbetreuung und der Gastuniversit?t geben k?nnen.

Wie war die Wohnungssituation vor Ort?

Wir hatten zu zweit eine Wohnung. Zu Beginn habe ich gehofft, eventuell jemanden zu finden, mit dem/r eine WG m?glich gewesen w?re. Jedoch war es eher schwierig, da nat¨¹rlich mehr Vertrauen n?tig ist, wenn man mit Kind eine WG gr¨¹ndet. Und zu dem Zeitpunkt, an dem ich genug Vertrauen gehabt h?tte, sind die meisten bereits in einer Wohnung untergekommen. Wenn man sich f¨¹r eine WG entscheiden w¨¹rde, w?re es vermutlich sinnvoll sich bereits im Vorfeld um WG-Mitglieder zu k¨¹mmern ¨¹ber verschiedene Netzwerke und eventuell sich bereits in Deutschland zu treffen.

Wie sah die Betreuungssituation vor Ort aus?

Meine Tochter ist ins Colegio (Schule) gegangen. Das Schulsystem ist in Spanien sehr anders als in Deutschland und beginnt mit freiwilliger Teilnahme bereits mit 3 Jahren. Da meine Tochter in dem Jahr noch drei geworden ist, hatte ich die M?glichkeit dies zu nutzen. Eine Alternative w?re eine Guardar¨ªa gewesen. Das ist mit einem Kindergarten hier zu vergleichen.
Da in Spanien die Kinder ab drei Jahren ein Recht auf Bildung haben, ist die Schule kostenlos, weshalb ich mich f¨¹r diese Alternative entschieden habe. Lediglich f¨¹r die Schuluniform und die Schulmaterialien musste ich aufgekommen. (Die Guardar¨ªa lag bei ca. 300€ pro Monat.) Zur Kernzeit von 9-14 Uhr konnten gegen Geld zus?tzliche Stunden oder Aktivit?ten dazugebucht werden. F¨¹r die Pr¨¹fungszeit habe ich noch eine Babysitterin engagiert um mehr Zeit zum Lernen zu haben und an meinen Pr¨¹fungen, die teilweise abends waren, teilnehmen zu k?nnen.

Wie hat sich Ihr Studium gestaltet?

Zeitgleich mit mir war eine andere Deutsche mit Kind an der Uni. Es gibt allerdings wenige Spanier, die mit Kind studieren. Bzw. die, die mit Kind studieren, haben bereits Kinder im Jugendalter und holen nun das Studium nach.
Mit den anderen Erasmus-StudentInnen war es sehr leicht 188betÑÇÖÞÌåÓý±¸ÓÃ_188ÌåÓýƽ̨-Ͷע*¹ÙÍøe zu kn¨¹pfen. Vielleicht war es f¨¹r mich sogar leichter als f¨¹r andere StudentInnen. Mit Kind sticht man doch sehr heraus und man hat sofort ein Gespr?chsthema. Die meisten sind sehr offen und auch neugierig. Der Zusammenhalt ist auch echt super. Manchmal haben sich Freunde von mir um meine Kleine gek¨¹mmert, damit ich auch mal abends weggehen konnte.

Gab es Schwierigkeiten mit Kind im Ausland?

Ich bin bereits sehr fr¨¹h angereist, damit die Wohnungssuche leichter f?llt und die beh?rdlichen Dinge leichter erledigt werden k?nnten. Mein Problem war jedoch, dass ich mit meiner Vermieterin zum Rathaus musste, diese jedoch nicht in Huelva gewohnt hat. Bis wir dann einen Termin gefunden haben, hatte es einige Tage gedauert. Dadurch konnte ich meine Tochter erst sp?ter zur Schule anmelden und sie hatte nicht die M?glichkeit gleichzeitig mit den anderen Kindern eingeschult zu werden. Das hat mich ziemlich ge?rgert, weil ich mich theoretisch rechtzeitig um alles gek¨¹mmert hatte. Dadurch war es auch nicht m?glich eine Eingew?hnungszeit f¨¹r sie zu haben. Deswegen wollte sie erst einmal gar nicht in die Schule gehen. Das war ihr einfach zu viel. Zum Gl¨¹ck hat sich das nach zwei Wochen einigerma?en gegeben und ihr hat es gut gefallen und auch die Sprachbarrieren haben sich nach einiger Zeit deutlich abgebaut.

Ein gro?es Problem war f¨¹r mich die Fehlzeiten aufgrund von Krankheit meiner Tochter. Sie wurde leider recht h?ufig krank und ich konnte aus diesen Gr¨¹nden meine Vorlesungen mehrmals nicht besuchen. Zum Gl¨¹ck waren meine Dozenten sehr kulant und haben mich zur Pr¨¹fung zugelassen, obwohl ich die 80% der Anwesenheit unterschritten hatte.

Welche gemeinsamen Erlebnisse mit ihrem Kind haben Sie w?hrend ihres Auslandsaufenthalts gepr?gt und worauf sind Sie besonders stolz, wenn Sie auf Ihr Auslandsstudium mit Kind zur¨¹ckblicken?

Ich muss ganz ehrlich sagen, dass uns der Auslandsaufenthalt noch einmal ganz anders zusammengeschwei?t hat. Wir sind viel gereist, haben viel unternommen und hatten eine wahnsinnig tolle Zeit mit sehr lieben Menschen.
Stolz macht mich, dass ich es allein geschafft habe Studium und Kind im Ausland unter einen Hut zu bekommen ohne das eine oder das andere zu vernachl?ssigen. Ich wollte es mir auch selbst beweisen, dass ich das schaffen kann. Jedoch bin ich noch stolzer auf meine Tochter, die einfach solche Entwicklungsfortschritte gemacht hat und so viel resilienter geworden ist. Sie ist eine kleine, viel selbst?ndigere und offene Pers?nlichkeit geworden und hat die Zeit im Ausland richtig genossen. Sie redet immer noch sehr viel von der Zeit in Spanien.

Was w¨¹rden Sie Eltern raten, die sie ebenfalls f¨¹r ein Studium mit Kind entschieden haben oder noch Bedenken haben diesen Schritt zu wagen?

Ich bin der Meinung, dass Kinder sehr anpassungsf?hig an neue Situationen sind. Trotzdem kann man ihnen den Einstieg deutlich erleichtern, indem man mit ihnen bereits Grundlagen der Sprache vor dem Auslandsaufenthalt lernt (je nach Alter), sie auf die Ver?nderungen vorbereitet und gewohntes von zu Hause mitnimmt und Sicherheit gibt. Letztendlich ist es das wichtigste, das es dem Kind gut geht und die Betreuung gesichert ist. Denn damit steht oder f?llt das Gelingen des Auslandsaufenthaltes.

Ich kann auch sehr dazu raten ¨¹ber soziale Medien nach Gleichgesinnten zu suchen um sich auszutauschen und vielleicht sogar jemanden zu finden der orts- oder regionsspezifische Tipps geben kann. Ich hatte beispielsweise nur nach Gleichgesinnten in Spanien und Andalusien gesucht und jemanden in derselben Stadt gefunden.

Vielleicht hat man auch im Vornherein die M?glichkeit mit Studenten ¨¹ber Uniportale ¨¹ber gewissen Dozenten auszutauschen. In vielen L?ndern gibt es Anwesenheitspflicht und es steht im Ermessen der Dozenten wie streng sie diese handhaben. Bei mir gab es zum Gl¨¹ck keine Probleme, aber ich wei?, dass andere da sehr streng sind, wieder andere sind zu Kompromissen wie Zusatzarbeiten bereit. Nat¨¹rlich sollten die Vorlesungszeiten auch mit den Betreuungszeiten kompatibel sein.

Ein wichtiger Tipp ist: In den ?kritischen Phasen¡° zus?tzliche Unterst¨¹tzung holen! Da meine Eltern und auch Freunde uns besuchen kommen wollten, habe ich die ?Besuchszeiten¡° auf die Anfangszeit, die Zwischenpr¨¹fungen und den Abschlusspr¨¹fungszeitraum gelegt. Das war nat¨¹rlich eine gro?e Entlastung. W?hrend der Pr¨¹fungszeit musste mein Vater jedoch aus famili?ren Gr¨¹nden in Deutschland bleiben, weshalb ich kurzfristig eine Betreuung f¨¹r Emilia suchen musste. Das hat dann auch relativ problemlos geklappt und mir viel zus?tzliche Lernzeit verschafft. W?re das nicht m?glich gewesen, h?tte ich zus?tzliche Zeiten im Colegio dazugebucht. Da jedoch auch meine Pr¨¹fungen teilweise abends waren, war es sehr wichtig an diesen Tagen die Betreuung durch Freunde bzw. Babysitter abzudecken.

Ich kann auf jeden Fall jede(n) darin bekr?ftigen, der/die einen Auslandsaufenthalt mit Kind in Betracht zieht. Es st?rkt das Selbstbewusstsein zu sehen, dass man das auch alleine hinbekommt. Auch f¨¹r unsere Mutter-Kind-Beziehung wurde dadurch gefestigt. Nat¨¹rlich konnte ich nicht so oft abends weggehen wie die anderen ERASMUS-StudentInnen. Das ein oder andere Mal hat sich trotzdem dazu Gelegenheit ergeben. Ansonsten konnte ich aber auch alles machen, was die anderen auch unternommen haben. Ich habe meine Tochter auch nicht als zus?tzliche Belastung, sondern als Bereicherung wahrgenommen. Durch sie haben sich viele 188betÑÇÖÞÌåÓý±¸ÓÃ_188ÌåÓýƽ̨-Ͷע*¹ÙÍøe ergeben, die tiefer gingen, als viele oberfl?chliche Erasmus-Bekanntschaften. Ich hatte mehr 188betÑÇÖÞÌåÓý±¸ÓÃ_188ÌåÓýƽ̨-Ͷע*¹ÙÍø zu den Locals und hatte auch einen tieferen Einblick in das Leben vor Ort. Ich habe vieles intensiver erlebt und kennen gelernt als so manch andere StudentInnen und meine Freude ¨¹ber das was wir erlebt haben, hat sich verdoppelt. Ich w¨¹rde es sofort wieder machen!