Zuordnung zu Forschungsbereichen und -schwerpunkten des Lehrstuhls

Forschungsbereich:

Forschungsschwerpunkte:

N?here Informationen zum PERLE-Projekt sind hier zu finden.

N?here Informationen zum Leibniz-Netzwerk Unterrichtsforschung sind hier zu finden.

Fragestellungen

Im Projekt erfolgte sowohl eine theoretisch-konzeptionelle als auch eine empirische Auseinandersetzung mit den Charakteristika von Oberfl?chen- und Tiefenmerkmalen sowie deren Zusammenh?ngen. Dabei wurden beispielsweise folgende Fragen gestellt:

  • Wie lassen sich Oberfl?chen- und Tiefenmerkmale voneinander abgrenzen und begrifflich sch?rfen?
  • Inwiefern müssten die theoretischen Annahmen zu den Tiefenmerkmalen modifiziert werden und sind die jeweiligen Operationalisierungen hinreichend valide?
  • H?ngen ausgew?hlte Oberfl?chenmerkmale des Unterrichts systematisch mit den Tiefenstrukturen des Unterrichts zusammen?
  • Inwieweit lassen sich niedrig und hoch inferent gewonnene Beobachtungsdaten wechselseitig validieren?

Methode

Im Projekt erfolgte eine theoretisch-konzeptionelle Ausseinandersetzung mit den wesentlichen Charakteristika vorliegender Verst?ndnisse von Oberfl?chen- und Tiefenmerkmalen sowie deren Zusammenh?ngen. Dazu wurden nach einem ?berblick zu den historischen Wurzeln das Verst?ndnis des Begriffspaars "Oberfl?chenmerkmale/-strukturen" und "Tiefenmerkmale/-strukturen" zusammengefasst. Anhand von Arbeiten aus der (Fach-)Didaktik und der p?dagogisch-psychologischen Unterrichtsforschung wurden unterschiedliche Konzeptualisierung von Tiefenmerkmalen aufgezeigt und Befunde zur Lernwirksamkeit von Tiefenmerkmalen angeführt. Daraus wurden Vorschl?ge zur begrifflichen Sch?rfung abgeleitet und theoretische und empirische Desiderata bezogen auf das Begriffspaar diskutiert.

Um die Zusammenh?nge auch empirisch zu untersuchen, wurde anhand von Videodaten aus dem Leseunterricht des ersten Schuljahres analysiert, ob Oberfl?chenmerkmale (hier: ?ffentlicher Unterricht vs. Schülerarbeitsphasen) systematisch mit dem kognitiven Niveau der Fragen von Lehrpersonen als ausgew?hltem Aspekt der Tiefenstruktur zusammenh?ngen. Die den Analysen zugrundeliegenden Beobachtungsdaten stammen aus der L?ngsschnittstudie PERLE, in deren Rahmen die Pers?nlichkeits- und Lernentwicklung von Grundschulkindern sowie deren Determinanten vom ersten bis zum vierten Schuljahr untersucht wurden. Im M?rz des ersten Schuljahres wurde im Fach Deutsch eine 90-minütige Unterrichtseinheit videografiert. Zur Erm?glichung einer grundlegenden Vergleichbarkeit der videografierten Unterrichtseinheiten erhielten die Lehrpersonen inhaltliche Vorgaben zur Gestaltung der Stunde, in der u. a. eine Leseübung durchgeführt werden sollte. ?ber die Reihenfolge und alle weiteren didaktisch-methodischen Aspekte – wie beispielsweise die Sozialformen – konnten die Lehrpersonen selbst entscheiden.

Auch für die Analyse der Zusammenh?nge zwischen hoch und niedrig inferent erfassten Beobachtungsdaten wurden die Daten der Videostudie Deutsch des PERLE-Projekts genutzt und unter anderem Korrelationen zur ?berprüfung des Zusammenhangs zwischen niedrig und hoch inferent erfassten Beobachtungsdaten analysiert.

Bedeutsamkeit

  • In der aktuellen Forschung zur Beurteilung der Unterrichtsqualit?t werden vor allem Tiefenmerkmale des Unterrichts berücksichtigt . Gleichzeitig kann aber angenommen werden, dass Oberfl?chenmerkmale des Unterrichts einen gewissen Rahmen bereitstellen, sodass die Qualit?t von Unterricht bzw. deren Beurteilung im Rahmen von (videobasierten) Unterrichtsbeobachtungen auch von Aspekten auf Ebene der Oberfl?che abh?ngig sein dürfte. So k?nnten beispielsweise verschiedene Sozialformen im Unterricht ein unterschiedlich hohes Potenzial zur Erm?glichung einer hohen Qualit?t der Interaktionen zwischen Lehrpersonen und Lernenden bieten.

  • Ergebnisse zu Zusammenh?ngen zwischen Oberfl?chen-und Tiefenstrukturen des Unterrichts k?nnen als ein Hinweis interpretiert werden, dass beispielsweise verschiedene Sozialformen ein unterschiedlich hohes Potenzial zur Anregung kognitiver Prozesse bieten.

  • ?blicherweise wird die Güte von Beobachtungsdaten lediglich über die Berechnung von Beobachterübereinstimmungen oder -reliabilit?ten geprüft. Dabei ist eine ausreichend hohe Objektivit?t bzw. Reliabilit?t der Daten zwar eine wichtige Grundlage, sie sichert aber noch nicht die Validit?t der Beobachtungsdaten.

  • Wenig untersucht ist au?erdem die Frage, ob sich niedrig und hoch inferent gewonnene Beobachtungsdaten wechselseitig validieren lassen.

  • Aus methodischer Sicht ist die Fragestellung des Projekts für die (videobasierte) Unterrichtsforschung von Interesse, da sie Aufschluss darüber geben kann, ob bei der Beurteilung bestimmter Merkmale von Unterrichtsqualit?t die Rahmenbedingungen des Unterrichts (noch stringenter oder umfassender) berücksichtigt werden müssten, um systematische Verzerrungen oder Fehlinterpretationen der Ergebnisse zu vermeiden. Dies ist insbesondere vor dem Hintergrund relevant, dass h?ufig die Ergebnisse unterschiedlicher Beobachtungsstudien oder auch mehrerer Unterrichtsstunden einer Lehrperson miteinander verglichen werden, ohne dass dabei dezidiert auf die Oberfl?chenebene des Unterrichts eingegangen wird. Natürlich bleibt dabei eine relevante Frage, wie viel Eingreifen in die übliche Planung der Lehrperson für die Forschungsfragen unabdingbar ist oder aber, inwiefern dadurch der übliche Unterricht zu stark verzerrt wird.

Decristan, J., Hess, M., Holzberger, D. & Praetorius, A.-K. (2020). Oberfl?chen- und Tiefenmerkmale: Eine Reflexion zweier prominenter Begriffe der Unterrichtsforschung. Zeitschrift für P?dagogik, (66. Beiheft), 102–116. Weinheim: Beltz.

Hess, M. & Lipowsky, F. (2020). Zur (Un-)Abh?ngigkeit von Oberfl?chen- und Tiefenmerkmalen im Grundschulunterricht: Fragen von Lehrpersonen im ?ffentlichen Unterricht und in Schülerarbeitsphasen im Vergleich. Zeitschrift für P?dagogik, Beiheft, 66(1), 117–131. Weinheim: Beltz.

Lotz, M., Gabriel, K. & Lipowsky, F. (2013). Niedrig und hoch inferente Verfahren der Unterrichtsbeobachtung: Analysen zu deren gegenseitiger Validierung. Zeitschrift für P?dagogik, 59(3), 357–380. Weinheim: Beltz Juventa.

Vortr?ge und Posterpr?sentationen

Hess, M., Denn, A.-K. & Lipowsky, F. (2019). Zur (Un-)Abh?ngigkeit von Oberfl?chen- und Tiefenstrukturen im Grundschulunterricht – Fragen von Lehrpersonen im ?ffentlichen Unterricht und in Schülerarbeitsphasen im Vergleich. Vortrag im Rahmen des Symposiums ?Oberfl?chen- und Tiefenstrukturen – theoretische und empirische Auseinandersetzungen mit einem prominenten Begriffspaar“ (Prof. Dr. Jasmin Decristan & Prof. Dr. Anna-Katharina Praetorius) auf der 7. Tagung der Gesellschaft für Empirischen Bildungsforschung (GEBF). K?ln, 25. – 27. Februar 2019.

Decristan, J., Hess, M., Holzberger, D. & Praetorius, A.-K. (2019). Oberfl?chen- und Tiefenstrukturen des Unterrichts als klar definiertes Begriffspaar? Eine kritische Reflexion. Vortrag im Rahmen des Symposiums ?Oberfl?chen- und Tiefenstrukturen – theoretische und empirische Auseinandersetzungen mit einem prominenten Begriffspaar“ (Prof. Dr. Jasmin Decristan & Prof. Dr. Anna-Katharina Praetorius) auf der 7. Tagung der Gesellschaft für Empirischen Bildungsforschung (GEBF). K?ln, 25. – 27. Februar 2019.

Lotz, M. & Gabriel, K. (2012). Niedrig und hoch inferente Verfahren zur Erfassung von Unterrichtsqualit?t in der Grundschule. Vortrag im Rahmen des Symposiums ?Was konstituiert Unterricht? Grenzg?nge zwischen quantitativer und qualitativer Unterrichtsforschung“ (W. Helsper & E. Klieme) auf dem 23. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft. Osnabrück, 12. – 14. M?rz 2012.

Lotz, M. & Faust, G. (2010). Gleicher Lehrer – gleicher Unterricht? Schüler- und lehrerorientierte Sozialformen in den F?chern Deutsch und Mathematik. Posterpr?sentation auf der 19. Jahrestagung der Kommission ?Grundschulforschung und P?dagogik der Primarstufe“ der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft (DGfE, Sektion Schulp?dagogik). Weingarten, 29. September – 01. Oktober 2010.

Hier geht es zurück zur ?bersicht der Forschungsbereiche und -schwerpunkte.