Lehrstuhl für Angewandte Informatik/Kognitive Systeme/Universit?t Bamberg

Seit 2015 engagiert sich die Forschungsgruppe Elementarinformatik für die digitale Bildung der Jüngsten.

Mirjam Schmitt/Universit?t Bamberg

Wie der CS-First Workshop im Rechenzentrum zeigte, braucht es dabei nicht nur Hardware ...

Mirjam Schmitt/Universit?t Bamberg

... sondern auch analoge Materialien wie Legosteine und Baukl?tze, um Kindern Informatik zu erkl?ren.

Wie Kinder Technik begreifen

Forschungsgruppe Elementarinformatik engagiert sich für digitale Bildung

Es gibt kaum einen Lebensbereich, in den die Digitalisierung nicht schon Einzug gehalten h?tte. Nicht nur das Berufs- und Privatleben Erwachsener stellt sich dieser Entwicklung, sondern auch der Alltag der Kinder. Fünf Milliarden Euro k?nnten deutschen Schulen dank des ?DigitalPakt Schule“ der Bundesministerien der L?nder schon bald für eine bessere digitale Ausstattung winken. Aber l?sen diese Gelder alle Probleme?

Kindgerechte Konzepte sind gefragt

Ute Schmid, Frauen- und Nachwuchsbeauftragte der WIAI und Inhaberin der Professur für Angewandte Informatik, insbesondere Kognitive Systeme, verneint diese Frage. ?Der Digitalen Offensive mangelt es an einer entsprechenden Lehrerausbildung“, stellt die Wissenschaftlerin fest. In den Klassenzimmern sieht sie deshalb vor allem Nachholbedarf bei Konzepten, die den Umgang mit und das Verst?ndnis für Technik f?rdern.

Dass Ute Schmid sich mit M?glichkeiten befasst, Informatik an Kinder heranzutragen, ist einem Zufall zu verdanken: Im Jahr 2008 bat sie der Kindergarten ihrer Tochter bei der Aktion ?Kinder besuchen Arbeitspl?tze“ um Unterstützung. Damals stellten sich ihr herausfordernde Fragen: Wie l?sst sich bei den Jüngsten ein Interesse für Informatik wecken? Welche Herangehensweisen motivieren? Welche Materialien sind kindgerecht? Zwei Workshops in Kinderg?rten zum Thema ?analoge und digitale Technik“ und das Nachwuchsprogramm I4Kids versuchten erste Antworten zu finden. ?I4Kids war die Keimzelle der Forschungsgruppe Elementarinformatik, kurz FELI“, so Ute Schmid.

Beide Seiten der Bildung denken

Gemeinsam mit Prof. Dr. Frithjof Grell vom Lehrstuhl für Elementar- und Frühp?dagogik und Prof. Dr. Ute Franz, Professorin für Didaktik der Grundschule, gründete Ute Schmid im Jahr 2015 die interdisziplin?r angelegte Forschungsgruppe und erh?lt mittlerweile auch Unterstützung aus der 188bet亚洲体育备用_188体育平台-投注*官网: Mit Katharina Weitz ist eine ausgebildete Erzieherin, Masterabsolventin der 188bet亚洲体育备用_188体育平台-投注*官网 und Studentin des Masterstudiengangs ?Computing in the Humanities“ im Boot. Anja G?rtig-Daugs bringt als promovierte Gesundheits?konomin Kompetenzen in der empirischen Fragebogenforschung ein.

Das Team entwickelt und optimiert Unterrichtsmaterialien und Lehrkonzepte. Empirische Begleitforschung untersucht parallel die Wirksamkeit der praktischen Ma?nahmen und analysiert die Kompetenzentwicklung und Lernmotivation an Vor- und Grundschulen. Mit dieser Verflechtung von Praxis und Theorie und dem Fokus auf frühkindliche Altersgruppen haben die Forschenden Neuland betreten. Denn kindgerecht aufbereitete Informatik soll nicht nur Schülerinnen und Schüler informatisch und medial bilden, sondern zugleich Lehrkr?ften didaktische M?glichkeiten und Perspektiven an die Hand geben.

Denn nur wenn man beides denke – Lernen und Lehren –, erkl?rt Ute Schmid, lie?e sich digitale Technik sinnvoll in den Unterricht integrieren. ?Man darf die Kinder damit nicht alleine lassen“, mahnt sie. Die Forschungsgruppe setzt sich deshalb für eine reflektierte und selbstsichere Nutzung digitaler Medien ein, die ein reines Konsumverhalten überwindet.

Informatik zum Anfassen, Ausprobieren und Lehren

Technik und Medien zu nutzen wissen, aber eben auch verstehen lernen – diesen Kern der Elementarinformatik vermittelte FELI am 9. Oktober gemeinsam mit den Bundesweiten Informatikwettbewerben (BWINF) in einem Workshop. Rund 20 Lehr- und Fachkr?fte aller Schultypen, von der Vorschule bis zum Gymnasium, lernten im Rechenzentrum der Universit?t Bamberg sowohl extern als auch intern entwickelte p?dagogische Konzepte kennen und anwenden.

BWINF f?rdert seit 1980 die Informatikbegeisterung von Kindern und Jugendlichen. Katharina Schuster, wissenschaftliche Mitarbeiterin von BWINF, stellte neben den Informatikwettbewerben das digitale Kursangebot Google CS First vor. Dieses führt Kinder ab neun Jahren durch kreatives Storytelling, Mode- oder Gamedesign an das Programmieren heran. ?Kinder gehen sehr instinktiv mit Fragen zu digitaler Technik um“, erkl?rte Katharina Schuster. Herangehensweisen, die logisches wie kreatives Denken ansprechen und f?rdern, eigneten sich deshalb besonders gut, um Prinzipien der Informatik zu verstehen.

Eine eigene Entwicklung der Forschungsgruppe Elementarinformatik und zugleich Leihangebot für Kinderg?rten und Schulen ist die Experimentierkiste. Mit ihrer Hilfe werden Fragen rund um die Informatik mit ?unplugged‘ Materialien beantwortet. Zum Beispiel vermitteln Legobausteine und Holzkl?tze Kindern haptisch, was es mit einem Pixel auf sich hat und wie digitale Bilder entstehen. Daneben zeigt eine Sofortbildkamera, was hingegen analog bedeutet. So werden Grundlagen aus verschiedenen Teilbereichen der Informatik spielerisch begreifbar gemacht. Eine von der Forschungsgruppe entwickelte Handreichung für Lehr- und Fachkr?fte und ein digitales Schulungskonzept erg?nzen die Erfahrungsmaterialien.

Der Austausch unter den Teilnehmenden, der w?hrend des Kurses stattfinden konnte, zeigte deutlich, dass die technische Ausstattung von Kinderg?rten und Schulen alleine nicht ausreicht. ?Gerade das Angebot handfester Lehrhilfen und die praktische Einarbeitung in Konzepte hatte Erzieherinnen wie Lehrkr?fte in den ausgebuchten Workshop von BWINF und FELI gelockt“, resümierte Ute Schmid.

Ausgezeichnete Forschung mit Zukunftsfragen

Für die Forschungsgruppe Elementarinformatik ergeben sich bei ihrer Begleitforschung in Bildungseinrichtungen immer neue Fragen. Aktuell untersucht sie beispielsweise, ob die Hinführung zu einem kompetenten Umgang mit Medien in Vor- und Grundschulen dazu beitragen kann, soziale und geschlechtsspezifische Bildungsungerechtigkeiten abzubauen. Erste Ergebnisse hierzu sind Ende 2018 zu erwarten. Mit ihrem Engagement für Zukunftsfragen dieser Art schaffte es die Forschungsgruppe, in der Kategorie ?frühe Bildung“ für den Deutschen Arbeitgeberpreis 2017 nominiert zu werden. Erst kürzlich wurde FELI zudem mit einer F?rderung der Joachim-Herz-Stiftung bedacht. Die Gelder erm?glichen dem Team rund um Ute Schmid nun die Einrichtung eines Digitalen Lernlabors.