Visualisierte Analyse und Datenmanagement in den Denkmalwissenschaften und der Denkmalpflege (KDWT)

Die historische Bauforschung und die Denkmalpflege sind seit jeher auf verschiedene Medienarten wie Texte, Listen, Abbildungen, Planzeichnungen oder 3d-Modelle angewiesen. Insbesondere durch digitale Technologien lassen sich diese unterschiedlichen Medien weit enger miteinander vernetzen, als es die sogenannten Raumbücher in der Papierform jemals leisten konnten. Der gleiche Datenbestand l?sst sich ganz unterschiedlich anordnen und anzeigen. Die von Raumbüchern bekannte Notwendigkeit, Querverweise durch ein Inventarnummernsystem zu realisieren, kann durch digitale Repr?sentationen viel eleganter gel?st werden. Benutzerspezifische Perspektiven auf einen Informationsbestand sind m?glich. Dazu z?hlt beispielsweise die Verknüpfung von Metainformationen mit 3d-Modellen, 2d-Pl?nen oder Pixelbildern (s. 4d Stadtmodell "Bamberg um 1300"). Genauso k?nnen aber auch Listen, interaktive Karten und dergleichen als Visualisierungsformen für komplexe Inhalte und als Ausgangspunkt für eine vernetzte Recherche dienen.

Dicht und systematisch miteinander verknüpfte digitale Datenbest?nde entfalten vor allem aber auch im Sinne der wissenschaftlichen Auswertung ein besonderes Potential. Automatische oder halbautomatische Analysen gro?er Datenmengen aus verschiedenen Fachdisziplinen, die durch Computer sehr schnell verarbeitet werden k?nnen, erm?glichen zahlreiche neue Erkenntnisse sowie Forschungsfelder, die mit den herk?mmlichen Arbeitsweisen niemals erreicht werden k?nnten.

Ein besonderer Mehrwert digitalen Arbeitens liegt aber auch darin, dass solche Analysen visualisiert und deshalb viel leichter interpretiert werden k?nnen. Dazu sollen im Folgenden nur schlaglichtartige Beispiele aufgez?hlt werden:
Moden bestimmter Bauformen lassen sich beispielsweise in Histogrammen, komplexe Zusammenh?nge durch Netzwerkanalysen anschaulich visualisieren. Auch automatische Kartierungen mit GIS-Tools oder in interaktiven Bauaufnahmepl?nen erm?glichen die vereinfachte Produktion bekannter Darstellungsformen. Schlie?lich sind auch verknüpfte spatio-temporale Visualisierungen m?glich und k?nnen die Erforschung zeitlich-r?umlicher Zusammenh?nge unterstützen. Cluster- oder Netzwerkanalysen werden vielleicht neue Bautypologien aufdecken. Setzt man relative Chronologien einer Vielzahl von Geb?uden miteinander in Beziehung, sind Algorithmen dazu in der Lage, genauere Wahrscheinlichkeiten für absolute Datierungen zu errechnen und in einer Matrix oder dem Bauphasenplan darzustellen.

Damit ist es m?glich, den Blick nicht nur auf einzelne Denkm?ler oder Denkmalgruppen zu richten, sondern künftig bestimmte Themen in ihrer ganzen Breite zu betrachten. Auch in der praktischen Denkmalpflege k?nnen automatisiert erstellte Auswertungen umfangreicher digitaler Baudokumentationen dazu beitragen, auf der Baustelle den ?berblick zu behalten, die Informationsfülle sinnvoll und nutzerspezifisch zu filtern, Ma?nahmen zielgerichtet und nachhaltig zu planen, durchzuführen und ihren finanziellen Aufwand verl?sslich zu ermitteln. Schlie?lich tr?gt die digitale Aufbereitung von Daten aus der Bauforschung und Denkmalpflege, vor allem aber ihre ansprechende Visualisierung zur Vermittlung der Belange der F?cher an die Gesellschaft bei und verbessert so die ?ffentliche Wahrnehmung.
Eine Aufgabe des Kompetenzzentrums Denkmalwissenschaften und Denkmaltechnologien besteht deshalb darin, Verfahren und Tools für die Auswertung und Visualisierung von Daten der Bauforschung und Denkmalpflege zu evaluieren, zu entwickeln, in geeigneten Szenarien anzuwenden und der Fachcommunity zur Verfügung zu stellen, um den Denkmalwissenschaften und der Denkmalpflege das Potential digitaler Technologien besser zu erschlie?en.