Tradierung – Vergewisserung – Doing Identity (TraVI). Eine empirische Analyse kultureller Bildungs- und Handlungspraxen in sehr peripheren R?umen Teilprojekt ?Intergenerationelle Tradierungsprozesse von Formen kultureller Bildung“ (ITkuBi)
Projektbeschreibung
Stark l?ndlich gelegene Ortschaften werden oft aus einer verkürzten und defizit?r gepr?gten Sichtweise betrachtet. Bezogen auf die Auswirkungen des demographischen Wandels spricht man nicht selten von ?verlorenen R?umen“, in welchen kulturelle Bildungspraxen auf Grund der voranschreitenden Alterung und Schrumpfung wenig Leben entfalten zu scheinen. In diesem Kontext stellt sich die Frage, ob und inwiefern Formen des Kulturellen weiterhin gepflegt und weitergegeben werden. Im Forschungsprojekt sollen deshalb lokale Bildungsprozesse in den Blick genommen werden und danach gefragt werden, ob und inwiefern diese (neue) Wege der Identit?tsfindung in Gemeinschaften ansto?en bzw. ansto?en k?nnten. Zusammenfassend stehen also die empirischen Fragen im Mittelpunkt, wie in peripheren R?umen informelle, nonformale und formelle Praxen kultureller Bildung gestaltet werden und wie diese zur Weiterentwicklung und Tradierung der lokalen Identit?t beitragen.
Das Forschungsprojekt basiert auf der interdisziplin?ren Verknüpfung von zwei Teilprojekten, mit denen zwei oberfr?nkische Gemeinden multiperspektivisch qualitativ betrachtet werden.
Das erste Teilprojekt ?Lokale Kultur und reflexive Identit?t“ (Prof. Dr. Marc Redepenning, Prof. Dr. Heidrun Alzheimer & Vincent Keldenich) bietet eine kulturgeographische und ethnologische Perspektive auf Inhalte und Bedingungen kultureller Bildungspraxis unter Nutzung alltagsweltlichen Wissens, Routinen und Kulturen. Die empirische Forschung dieses Teilprojekts basiert auf der Erhebung leitfadengestützter Interviews mit lokalen Akteurinnen und Akteuren formaler und non-formaler Bildung. Durch deren inhaltsanalytische Auswertung soll die Bedeutung einer reflexiv ausgerichteten lokalen Identit? und der eigentypischen Potenziale und ?Sch?tze“ der Gemeinden herausgearbeitet werden.
Im zweiten Teilprojekt ?Intergenerationelle Tradierungsprozesse von Formen kultureller Bildung“ (Prof. Dr. Julia Franz, Prof. Dr. Anette Scheunpflug & Claudia Kühn) werden aus bildungswissenschaftlicher Perspektive kulturelle Bildungs- und Tradierungsprozesse zwischen verschiedenen Generationen untersucht. Es wird die Frage verfolgt, wie kulturelle Bildungs- und Tradierungsprozesse zwischen verschiedenen Generationen in peripheren R?umen ausgestaltet werden, welche Bedeutung dabei dem nonformalen und informellen Lebenswelten (Verein, Kirchengemeinde, Familie) zukommt und welche Aspekte des Kulturellen bearbeitet werden. Vor diesem Hintergrund werden im Teilprojekt Gruppendiskussionen mit intergenerationellen Gruppen geführt, um die Bedeutung und Tradierung ortsspezifischer Aspekte lokaler kulturellen Bildungs- und Handlungspraxen zu rekonstruieren.
Die Projekte eint neben dem qualitativen Forschungszugang auch die gemeinsame Entwicklung einer Kartografie der kulturellen Bildungspraxen der untersuchten Gemeinden, durch die wiederum nachhaltige und selbstorganisierte regionale Entwicklungsm?glichkeiten angeregt werden sollen.
Drittmittelgeber
Bundesministerium für Bildung und Forschung; F?rderrichtlinie ?Kulturelle Bildung in l?ndlichen R?umen“.
Laufzeit
12/2019-11/2022
Beteiligte
Prof. Dr. Julia Franz, Prof. Dr. Dr. h.c. Annette Scheunpflug & Dr. Claudia Kühn