3D-Scan des Zahntempels auf Sri Lanka
Das Ausw?rtige Amt wird ein Projekt an der Universit?t Bamberg zur Bewahrung kulturellen Erbes unterstützen: die 3D-Digitalisierung des Zahntempels in Kandy. Dies kündigte Au?enminister Frank-Walter Steinmeier bei seinem Besuch in Sri Lanka am 22. September an. Diese heilige St?tte des Buddhismus ist durch Erdbeben, Monsunregen und die Folge terroristischer Anschl?ge akut gef?hrdet. Der Zahntempel soll durch dieses Kulturerhalt-Vorhaben für nachfolgende Generationen bewahrt und der breiten ?ffentlichkeit über die Webseite des Zahntempels auch virtuell pr?sentiert werden. Die Mittelfür das Projekt stammen aus dem Kulturerhalt-Programm des Ausw?rtigen Amts.
Der Sri Dalada Maligawa, zu Deutsch der ?Ehrwürdige Tempel der Zahnreliquie“ in Kandy, der letzten K?nigstadt Sri Lankas, ist eines der wichtigsten Kulturgüter und die bedeutendste buddhistische Pilgerst?tte Sri Lankas. Die Legende berichtet, dass einst eine indische Prinzessin namens Hemamala nach Sri Lanka flüchtete und dabei den linken Eckzahn des historischen Buddha, Siddhartha Gautama, in ihrer Haarspange versteckte. Im 17. Jahrhundert begann man in der Stadt Kandy im Landesinneren, einen Tempel für diese Reliquie zu bauen. Heute kommen pro Tag einige tausend Pilger und Touristen angereist, um einen Blick auf den Schrein zu erhaschen, in dem der Zahn verwahrt ist. 1988 wurde die Altstadt von Kandy zusammen mit dem Zahntempel in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen. Bei einem Terroranschlag zehn Jahre sp?ter wurde die Toranlage katastrophal besch?digt, Bruchstücke sind als Zeugnisse der terroristischen Zerst?rungswut im Tempelmuseum eingelagert.
Technologie- und Wissenstransfer von Bamberg nach Kandy
Bereits im April 2014 war der Bamberger Wissenschaftler Max Rahrig in der Tempelanlage aktiv, um eine erste Bestandsaufnahme, Vermessung und 3D-Digitalisierung vorzunehmen. Ein zweiter Besuch erfolgte im September 2014 mit Dr. Rainer Drewello, Professor für Restaurierungswissenschaften in der Baudenkmalpflege, im Zuge der Beantragung eines gemeinsam geplanten EU-Vorhabens mit dem Postgraduate Institute of Archaeology (PGIAR) der srilankischen Universit?t Kelaniya in Colombo.
Für die Bamberger Wissenschaftler ist es ein gro?er Vertrauensbeweis, gemeinsam mit ihren srilankischen Kollegen an einem so bedeutenden Kulturgut arbeiten zu k?nnen. Die einheimischen Fachkr?fte wiederum werden durch den Technologie- und Wissenstransfer im Rahmen dieses Projekts profitieren. Drewello sagt: ?In der Herzkammer des buddhistischen Heiligtums t?tig werden dürfen, ist mehr als eine Auszeichnung. Letztlich sollen die singhalesischen Partner bef?higt werden, ihr Schicksal im Zerst?rungsfall unter Verwendung zeitgem??er Techniken in die eigenen H?nde zu nehmen“.
Bei den ersten Aufenthalten wurde ein Nebengeb?ude gescannt, in dem sich eine Touristeninformation befindet. Der 3D-Scanner aus Bamberg, den Rahrig benutzt, erinnert optisch ein wenig an Blitzger?te für Geschwindigkeitskontrollen. Je nach Aufl?sung dauert eine Scan-Phase, also eine 360-Grad-Drehung des Ger?ts, bis zu 30 Minuten. ?Wir reden hier von einigen Milliarden Punkten, die vermessen wurden. Es sollen ja auch feine Schnitzereien aufgenommen werden, damit man auch sie in der 3D-Dokumentation sehen kann“, erkl?rt Rahrig.
Die innovative Technologie der Universit?t Bamberg ist sehr gefragt: Rahrig war unter anderem schon in 3D-Scanprojekte am Bamberger Dom oder in ?gypten involviert. Es gebe aber auch zunehmend Anfragen aus der freien Wirtschaft, etwa zur Kalkulation von Versicherungskosten für Geb?ude. Anfang 2014 gründete Max Rahrig das Unternehmen ?Format4plus“, das Scan-Vorg?nge durchführt. ?ber einen Teilhaber dieser Firma kam auch der 188bet亚洲体育备用_188体育平台-投注*官网 zu den Tempelbetreibern in Kandy zustande.
Den jetzigen Zustand festhalten
Um ein dreidimensionales Bild eines Geb?udes erstellen zu k?nnen, müssen zun?chst Markierungen an verschiedenen Punkten des Geb?udes als Orientierung für den Scanner angebracht werden. Anschlie?end wird der Scanvorgang an vielen verschiedenen Stellen der Anlage durchgeführt. Die Vermessung ist dabei bis auf wenige Millimeter genau. Nach fünfw?chiger Auswertung der Daten, bei der auch Bamberger Studierende und Absolventinnen und Absolventen der Denkmalpflege involviert waren, konnte im vergangenen Jahr ein dreidimensionales Bild des Nebengeb?udes erstellt werden. Im n?chsten Schritt soll ab November 2015 der Kernbereich der Tempelanlage mit Bundesmitteln gescannt werden. Die Scan- und Auswertephase vor Ort wird etwa vier Wochen dauern, die Auswertung der Daten soll bis Juni 2016 abgeschlossen sein. Anschlie?end wird die Tempelkommission über eine Gesamtdokumentation des Tempels befinden.
?Die 3D-Erfassung ist zur Pr?sentation für Touristen interessant, etwa als ein virtueller Rundgang durch den Tempel“, sagt Rahrig. Aber zun?chst gehe es vor allem um eine Bestandserfassung. ?Deshalb ist ein Ziel unseres Projektes, den Ist-Zustand festzuhalten. Im schlimmsten Fall k?nnten dann Bruchstücke des Geb?udes nach einem Anschlag virtuell wieder zusammengesetzt und der architektonische Rahmen rekonstruiert werden“, erkl?rt Rahrig.
Hinweis
Diesen Text verfassten Karsten Becker und Samira Rosenbaum für die 188bet亚洲体育备用_188体育平台-投注*官网stelle der Universit?t Bamberg. Er kann für redaktionelle Zwecke verwendet werden.
Bei Fragen oder Bilderwünschen kontaktieren Sie die 188bet亚洲体育备用_188体育平台-投注*官网stelle bitte unter der Mailadresse medien(at)uni-bamberg.de oder Tel.: 0951-863 1023.