Mit den Einstiegschancen junger Leute in den Arbeitsmarkt befasst sich eine Studie, die unter der Leitung von Hans-Peter Blossfeld entstand (Bild: Coverausschnitt des Buches, Verlag Edward Elgar Publishing).

Verlierer der Globalisierung

Eine neu erschienene Studie untersucht die Ver?nderung der Arbeitsmarktchancen junger Erwachsener

Abgeschlossene Ausbildung oder gelungenes Studium gleich erfolgreicher Berufseinstieg? Eine Studie, die unter der Leitung von Prof. Dr. Hans-Peter Blossfeld durchgeführt wurde, untersuchte in elf modernen Gesellschaften, inwieweit sich die Chancen junger Bildungsabsolventen beim Arbeitsmarkteinstieg ver?ndert haben.

Thomas aus dem Ruhrgebiet hat seine Ausbildung zum Werkzeugmechaniker erfolgreich abgeschlossen. Statt eines unbefristeten Arbeitsvertrages erh?lt er von seinem Ausbildungsbetrieb nur eine befristete Anstellung. Wie es danach weitergeht, wei? Thomas noch nicht. Jennifer lebt in den USA und arbeitet trotz eines College-Besuchs vorerst als Kellnerin. Sie bewirbt sich derzeit für Jobs im Medienbereich und hofft, dort bald eine ausbildungsad?quate Anstellung zu finden. Fabrizio aus Bologna in Italien hat vor eineinhalb Jahren sein Studium mit guten Noten abgeschlossen. Trotz vieler Bewerbungen war seine Suche nach einer ersten Anstellung bisher erfolglos. Wie ihm geht es auch vielen seiner ehemaligen Studienkollegen. Er wohnt bei seinen Eltern und will sich weiter bewerben.

Entwicklungen in elf L?ndern und drei Jahrzehnten

Diese Beispiele sind heute durchaus typisch für junge Erwachsene in Europa und den USA. Sie weisen darauf hin, dass der Arbeitsmarkteinstieg und die berufliche Etablierung mit l?ngerfristiger Perspektive im Erwerbsleben in Zeiten der Globalisierung schwerer geworden sind. Eine systematische international vergleichende Analyse der Arbeitsmarktsituation junger Menschen in modernen Gesellschaften legt nun das gerade erschienene Buch ?Young Workers, Globalization and the Labor Market – Comparing Early Working Life in Eleven Countries“ vor. Unter der Leitung von Prof. Dr. Hans-Peter Blossfeld (Universit?t Bamberg), Prof. Dr. Karin Kurz (Universit?t G?ttingen) und Dr. Sandra Buchholz (Universit?t Bamberg) untersuchte ein internationales Forscherteam auf der Grundlage repr?sentativer L?ngsschnittdaten und mit aufeinander abgestimmten Untersuchungsdesigns, wie sich die Erwerbschancen von jungen Bildungsabsolventen in den vergangenen drei Jahrzehnten in elf sehr unterschiedlichen Gesellschaften entwickelt haben. Zu den in die Analyse einbezogenen L?ndern geh?ren Deutschland, die Niederlande, Frankreich, Italien, Spanien, Gro?britannien, die Vereinigten Staaten, Schweden, D?nemark, Ungarn und Estland. Gef?rdert wurde diese Studie von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG).

Trotz h?herer Qualifikation mehr Probleme beim Einstieg

Als Erstes best?tigen die Ergebnisse dieser Studie, dass der Einstieg ins Erwerbsleben und die Etablierung am Arbeitsmarkt für junge Menschen in modernen Gesellschaften turbulenter und insgesamt schwieriger geworden ist. Seit Beginn der 1980er Jahre hat sich die Dauer, bis Absolventen eine erste Anstellung finden, bedeutend verl?ngert. Insbesondere ist das Risiko flexibler und unsicherer Besch?ftigungsformen beim Arbeitsmarkteinstieg deutlich angestiegen und die Chancen, sich rasch sicher zu etablieren, sind dramatisch gesunken. Dieses Ergebnis ist eigentlich paradox, denn die nachwachsenden Generationen haben im Vergleich zu den früheren in der Regel eine h?here Qualifikation, h?ufiger Auslandserfahrung und viel bessere Fremdsprachenkenntnisse. Trotzdem bleibt ihnen auf den Arbeitsm?rkten moderner Gesellschaften h?ufig nur das Nachsehen. Vor allem gering(er) qualifizierte junge Erwachsene sind die eigentlichen Verlierer zunehmender Arbeitsmarktrisiken.

Weiterhin zeigt die Studie, dass sich Probleme beim Arbeitsmarkteinstieg nachhaltig auf die Erwerbschancen im sp?teren Karriereverlauf der jungen Menschen auswirken. Haben Bildungsabsolventen nach Abschluss der Ausbildung bereits eine relativ lange Zeit ben?tigt, um eine erste Besch?ftigung zu finden, oder ihre Erwerbskarriere in einem unsicheren Besch?ftigungsverh?ltnis begonnen, so ist die Gefahr, dass diese Personen weiteren Risiken wie Arbeitslosigkeit begegnen, deutlich erh?ht.

Ein wichtiger neuer Befund der Studie von Blossfeld, Kurz und Buchholz ist zudem, dass sich im Zuge der Globalisierung flexible und unsichere Besch?ftigungsformen an den Arbeitsm?rkten moderner Gesellschaften zunehmend dauerhaft zu etablieren scheinen. Mit jeder neuen Generation wird das Besch?ftigungssystem deswegen zunehmend flexibilisiert und die Karrieren werden unsicherer. Wie die Ergebnisse zeigen, werden diese flexiblen Besch?ftigungsformen von Unternehmen nicht nur in wirtschaftlich angespannten Zeiten eingesetzt.

Weitere Informationen

Hans-Peter Blossfeld, Sandra Buchholz, Erzsébet Bukodi und Karin Kurz (Hg.): Young Workers, Globalization and the Labor Market – Comparing Early Working Life in Eleven Countries, Cheltenham, UK/Nothampton, MA, USA: Edward Elgar, 2008.