Portr?tfoto der Professorin Franz

▼ Interview mit unserer ehemaligen Universit?tsfrauenbeauftragten Professorin Dr. Ute Franz [2019]

Ein paar reflektierende Worte von Professorin Dr. Ute Franz als Rückblick auf ihre Zeit als Universit?tsfrauenbeauftragte

 \\ FRAUENBEAUFTRAGTEN DER UNIVERSIT?T BAMBERG

\\ INTERVIEW VON 2019

 

Wir verabschieden uns sehr herzlich von Professorin Dr. Ute Franz aus dem Amt der Universit?tsfrauenbeauftragten. Ein Teil dieses Interviews ist ein unver?ffentlichtes Interview zu Beginn ihrer Amtszeit (Wintersemester 2015/2016) und abschlie?end gibt es noch einen kurzen aber pers?nlichen Rückblick zu Anfang diesen Jahres (2019).


Interview aus dem Wintersemester 2015/2016

Im Titel Ihrer Promotion sind wir über das Wort ?Lehrervariablen“ gestolpert. Was ist denn das und gibt‘s das auch in weiblich?

Das sind Variablen wie Ausbildung, Interesse oder Kompetenzgefühl. Da meine Stichprobe nur aus Lehrerinnen bestand, kann ich mit diesem einen ?Lehrer“ in den Variablen leben.

Hatte der Faraday-Preis für die Promotion einen ?PUSh-Effekt?“

Ja und wie! Durch eine solche Auszeichnung wird noch einmal eine positive Rückmeldung gegeben. Es wird deutlich, dass auch ein Personenkreis, der nicht in die Betreuung und den Entstehungsprozess eingebunden war, von der Arbeit überzeugt ist. Das erzeugt durchaus (Selbst-) Sicherheit und ?PUShed“.

Einen Kommentar zur Ernennung zur Professorin h?tten wir gerne. Wir sagen, wurde aber auch Zeit. Was f?llt Ihnen dazu ein?

Ich kann das alles noch nicht ganz glauben. Eigentlich wollte ich damals vor vielen Jahren nur mal schauen, wie es so an der Uni ist. Aber ich merke, dass es durchaus Vorteile hat. Ich bin meine eigene Chefin, habe ein tolles Team und muss mich selbst immer wieder neuen Herausforderungen und Aufgaben stellen. Das finde ich oft ganz sch?n aufregend, aber meistens sehr, sehr anregend.

Sie h?tten schon eher die M?glichkeit gehabt, zu erfahren, wie es sich anfühlt; Professorin zu sein. Wieso haben Sie die Vertretung der W3 Professur in Freiburg abgelehnt?

Gabi Faust war gerade erkrankt und eine Kollegin in Elternzeit. Wenn ich auch noch gegangen w?re, h?tte Bamberg einen LEERstuhl für Grundschulp?dagogik und –didaktik gehabt. Sie sind schon nach wenigen Jahren Schuldienst zurück an die Uni.

War der Reiz einer universit?ren Karriere damals so gross oder hatten Sie einfach keine Lust mehr auf Schule?

Das war eine sehr schwere Entscheidung, denn Lust auf Schule habe ich bis heute. Eigentlich bin ich nur an die Uni – und ich wollte ja auch nicht so lange bleiben – weil ich meine vierte Klasse gerade abgegeben hatte. Den Kindern habe ich zum ?bertritt gesagt, dass man sich neuen Herausforderungen stellen soll. Daher dachte ich mir als ich das Angebot von der Universit?t Erlangen-Nürnberg bekommen hatte: Kneifen gilt nicht!

Wieso war das mitten im Schuljahr (11/1998)?

Ich wusste schon zum Schuljahresbeginn, dass ich an die Uni gehe. Daher habe ich mich in Fürth gleich freiwillig als ?Mobile Reserve“ gemeldet. Ich hatte zu Schuljahresbeginn viele kurze Eins?tze an verschiedenen Schulen. Daher würde ich behaupten, dass ich damals die Stadt Fürth ganz gut kennen gelernt habe, aber auch erfahren durfte, was ?Heterogenit?t“ auf Schul-, Klassen- und Individualebene in der Realit?t bedeutet.

Zu den Mitgliedschaften: Was bringen sie und wie wichtig ist Networking?

Vor allem die GDSU ist für mich eine echte Gemeinschaft von Gleichgesinnten. Au?erdem wurde ich dort in meiner Promotionszeit immer gePUSht. Wenn ich auf die Jahrestagungen fahre, ist es immer wie ein gro?es Klassentreffen. Sie sind auch Fachstudienberaterin.

Wissen Sie warum Grundschullehramt nichts für M?nner ist?

Klar ist das Grundschullehramt etwas für M?nner! Für die Kinder ist es wichtig auch m?nnliche Vorbilder zu haben – und das sage ich auch als Frauenbeauftragte. Ich denke, dass der etwas niedrigere Verdienst manche M?nner davon abhalten k?nnte Grundschullehramt zu studieren. Da verweise ich aber auf die Aufstiegsm?glichkeiten, die es für sie gibt … zumindest wenn sie sich gegen die vielen hervorragenden Frauen behaupten k?nnen.

Sie haben es schon selbst erw?hnt, das Stichwort ?Frauenbeauftragte“: Welche Ziele hat man als Frauenbeauftragte, wenn man ein Fach vertritt, das fast ausschliesslich von Frauen studiert wird?

Ich versuche gerade in meinem Fach den vielen Frauen zu zeigen, was alles m?glich ist und erreiche sie dabei im Grunde ganz nebenbei durch das, was ich t?glich tue. Als stellvertretende Universit?tsfrauenbeauftragte kann ich mich auch für Frauen in F?chern einsetzen, in denen es nicht so gut mit der Frauenquote aussieht wie bei uns.

Nur so aus Neugierde: Pfadfinderin sind Sie ein Leben lang. Tun Sie ?jeden Tag eine gute Tat“ oder sind Sie eher “allzeit bereit“?

Na klar! Beides! Ich versuche jeden Tag, jemanden zum Lachen zu bringen. Das gelingt mir fast immer - und wenn ich über mich selbst lache. Und allzeit bereit bin ich sowieso, au?er ich sitze gerade gemütlich auf der Couch. Bei der Durchsicht ihres Lebenslaufes f?llt auf, dass der Radius in dem sich Ihre beruflichen Stationen bewegen nicht besonders gross ist. Das ist untypisch für wissenschaftliche Karrieren.

Hand aufs Herz: W?ren Sie Professorin, wenn Sie dafür h?tten ?weggehen“ müssen?

H?chstwahrscheinlich nicht! Ich wollte nach der Promotion zun?chst wieder in den Schuldienst, also nach Fürth und habe dann das Angebot für die Ratsstelle in Bamberg bekommen. Jetzt musste ich mich wieder entscheiden. Ich habe eine Weile überlegt, aber das Angebot und die Stadt Bamberg sprachen letztendlich für sich. Aber wenn ich heute über meine Situation nachdenke, kann ich ehrlich sagen, für eine Uni wie Bamberg würde ich auch sehr weit weggehen… ich kann ja nichts dafür, dass sie so nahe an meiner Heimatstadt Erlangen liegt.

Das stimmt natürlich! Wir danken Ihnen für Ihre ehrlichen Antworten und die Bereitschaft zu diesem eher ungew?hnlichen Interview!

Nun der Rückblick (2019):

Wie kamst du zu dem Amt der Frauenbeauftragten?

Eigentlich kam ich über die Arbeit in der Jury für den PUSh-Preis zu diesem Amt. Professorin Mirjam Schambeck hat mich in der Mensa angesprochen, ob ich dabei sein m?chte. Ich fand die Idee sehr gut, dass hervorragende Abschlussarbeiten von Studentinnen einen Preis und vor allem einen PUSh erhalten. Im Frauenbüro habe ich mich sofort sehr wohl gefühlt und habe schnell gemerkt, wie gut organisiert und routiniert, aber auch engagiert dort gearbeitet wird. Und Spa? hatten wir auch! Also war ich dann im Jahr 2015 nach gar nicht so langem Z?gern bereit, das Amt der stellvertretenden Universit?tsfrauenbeauftragten zu übernehmen.

Welchen Aspekt fandest du am spannendsten an deiner Arbeit als Frauenbeauftragte?

Sehr interessant war, dass ich durch die Gremienarbeit lernen konnte, wie Entscheidungsprozesse an der Universit?t ablaufen. Etwas flapsig gesagt: ?Man lernt wie eine Uni funktioniert.“ Das allerbeste waren aber die vielen wundervollen und v?llig unterschiedlichen Menschen, die ich in der Zeit kennen lernen durfte. Ich hatte Einblick in so viele wissenschaftliche Arbeiten, Lebensentwürfe, Gedanken, Sorgen und Freuden, dass ich selbst viele Dinge heute anders sehe. Meine gro?e Hoffnung ist, dass ich einige auch f?rdern oder ihnen helfen konnte – da ist sie wieder die Pfadfinderin…

Wie würdest du deine Amtszeit als Frauenbeauftragte rückblickend beschreiben?

Das ist gar nicht so einfach, weil die Zeit eben in erster Linie so vielf?ltig, interessant und bunt war. Manches fand ich ziemlich aufregend, vor allem die gro?en ?Auftritte“ beim Festakt oder auch manche Beratungsgespr?che. Da musste ich dann viel unerschrockener wirken als ich das eigentlich bin. Oft war alles ziemlich hektisch und ich wei? jetzt schon gar nicht mehr, wie ich die vielen Termine alle unter einen Hut gebracht habe – das war sicher nur durch das Frauenbüro m?glich. Vielleicht ich es so auf den Punkt bringen: Auch, wenn die Zeit eigentlich nie gereicht hat, war das Amt trotzdem sehr, sehr bereichernd!