○ Forschende Frauen 2010
Forschende Frauen 2010 – Kolloquiumsbericht
Das von den Frauenbeauftragten der Otto-Friedrich-Universit?t initiierte Kolloquium ?Forschende Frauen in Bamberg“ hat sich als feste Gr??e im Veranstaltungskalender der Universit?t etabliert und fand am Mittwoch, den 02. Juni 2010, bereits zum dritten Mal statt. Die stellvertretende Universit?tsfrauenbeauftragte Frau Prof. Dr. Mirjam Schambeck sf begrü?te die Zuh?rerinnen und Zuh?rer, die sich im Alten Senatssaal eingefunden hatten, herzlich und stellte die ?Forschenden Frauen“ des diesj?hrigen Kolloquiums vor.
Das Kolloquium bietet jungen Wissenschaftlerinnen ein Forum, um eigene Forschungsthemen einer breiten ?ffentlichkeit vorzustellen und Vortragspraxis zu sammeln. Darüber hinaus werden die Beitr?ge in einem Sammelband publiziert. Frau Prof. Dr. Schambeck sf betonte, dass nicht nur die bereits erschienenen B?nde der Reihe ?Forschende Frauen“ die Vielf?ltigkeit der Forschung an der Universit?t Bamberg widerspiegeln, sondern dass auch die thematische Bandbreite der diesj?hrigen Vortragsrunde kaum gr??er sein k?nnte.
Kostenflexibilisierung in mittelst?ndischen Unternehmen
Das Kolloquium er?ffnete Frau Dipl.-Kffr. Michaela Staffel, die zum Thema ?Fixkostenmanagement in mittelst?ndischen Unternehmen“ referierte. Zun?chst stellte Frau Staffel ihre Arbeit am ?Deloitte Mittelstandsinstitut an der Universit?t Bamberg“ vor, in deren Rahmen ihre Doktorarbeit angesiedelt ist. Ziel der Arbeit ist es, das Fixkostenmanagement eines mittelst?ndischen Unternehmens im fr?nkischen Raum zu analysieren und daraus ein Fixkostenmanagementkonzept für mittelst?ndische Unternehmen zu entwickeln. Zusammen mit einem Kollegen hat die Referentin eine Definition mittelst?ndischer Unternehmen formuliert, die auf Konferenzen bereits hei? diskutiert wurde, weil sie nicht nur Mitarbeiterzahl und Jahresumsatz berücksichtigt, sondern auch, ob es sich um ein Familienunternehmen handelt oder nicht. Nach einer theoretischen Einführung stellte Frau Staffel die unternehmensspezifischen Problemfelder ihrer Fallanalyse sowie ihr Modell einer prozessorientierten Analyse vor, das vor allem zur Optimierung der Personalkosten mittels flexibler Arbeitszeitmodelle beitragen soll. Frau Staffel betonte, dass es bei der Optimierung von Personalkosten vor allem um den effizienten und flexiblen Einsatz des Personals gehe und nicht darum, Stellen abzubauen. Im Anschluss an den Vortrag entspann sich eine rege Diskussion, die die Referentin souver?n leitete.
Immobilienerwerb in Ost- und Westdeutschland
Den zweiten Beitrag des Tages steuerte Frau Dipl.-Soz. Kathrin Kolb bei. Ihre Doktorarbeit ist einer umfassenden Untersuchung von Verm?gensungleichheiten gewidmet, die bisher selten Thema empirischer Analysen gewesen sind. In ihrem Vortrag stellte Frau Kolb einen Ausschnitt aus ihrer Arbeit, die ?sozialen Ungleichheiten beim Erwerb von Wohneigentum in Ost- und Westdeutschland“, vor. Es lassen sich anhand einer ersten Auswertung der empirischen Daten deutliche Unterschiede zwischen den neuen und den alten Bundesl?ndern beim Erwerb von Wohneigentum beobachten. So zeigte sich unter anderem, dass Wohneigentum in Westdeutschland insgesamt st?rker verbreitet ist. Darüber hinaus sind Frauen und Migranten seltener Eigentümer von Immobilien. Diese Tendenzen gleichen sich jedoch über die Zeit hinweg immer weiter an. Der Einfluss des Bildungs- und Berufsstatus ist nicht zu vernachl?ssigen, jedoch spielt vor allem der Berufsstatus keine gro?e Rolle bezüglich der Unterschiede beim Erwerb von Wohneigentum. Dahingegen ist der Einfluss der Arbeitsmarktposition sehr stark. Nachteilig wirkt sich ebenfalls aus, dass der Immobilienwert in den alten Bundesl?ndern durchschnittlich h?herist als in den neuen Bundesl?ndern. In ihrer Dissertation m?chte Frau Kolb jedoch nicht nur innerdeutsche Verm?gensungleichheiten betrachten, sondern einen internationalen Vergleich anstreben.
Dekomposition und Sinnverlust: E.T.A. Hoffmann und Heinrich von Kleist
Frau Carolin Wagner M.A. zeichnet in ihrem Vortrag ?Subversives Erz?hlen: E.T.A. Hoffmann und Heinrich von Kleist“ Gemeinsamkeiten zwischen den Autoren Hoffmann und Kleist nach, die in der Forschung bisher nicht vergleichend untersucht worden sind. Den Werken beider Autoren ist eine Erz?hltechnik gemein, die Frau Wagner als subversive Poetik identifiziert und die sowohl Hoffmann als auch Kleist als Wegweiser moderner Erz?hlformen ausweist. Diese Poetik betont den Textcharakter des literarischen Kunstwerkes. Anhand von zahlreichen Textbeispielen konnte die Referentin zeigen, dass durch h?ufige Perspektivwechsel und –vermischungen Gefühle der Irritation hervorgerufen werden, die sich von den Figuren auf den Leser übertragen. Durch den vom Leser als unzuverl?ssig erlebten Erz?hler unterminieren sich die Texte selbst, was schlie?lich zu v?lliger Dekomposition führt und einen umfassenden Sinnverlust markiert. Der Leser wird sozusagen mit dem Text, dessen Kunstcharakter deutlich herausgestellt wird, allein gelassen und sieht sich gezwungen, Leerstellen selbst zu füllen.
Denkm?ler des oberfr?nkischen Eisenbahnverkehrs
Nach der Mittagspause hie? die Universit?tsfrauenbeauftragte Frau Prof. Dr. Ada Raev die Zuh?rerinnen und Zuh?rer noch einmal willkommen. Frau Kerstin Sch?fer M.A. pr?sentierte anschlie?end erste Ergebnisse ihrer Dissertation zum Thema ?Einst hielt einmal der Zug - Baudenkm?ler der oberfr?nkischen Nebenbahnen“. Sie zeigte nach einer kurzen Einführung in die Denkmalkunde verschiedene Typen von Bahnhofsgeb?uden aus dem sp?ten 19. und frühen 20. Jahrhundert auf. Für ihre Untersuchung beschr?nkte Frau Sch?fer sich auf Denkm?ler des Eisenbahnverkehrs der Nebenbahnen in Oberfranken verschiedener Bauphasen von 1844 bis 1930. Nach der historischen Einordnung folgte ein Blick auf die aktuelle Nutzung der Baudenkm?ler, die heute als Eisenbahnmuseum, Vereinsheim, Rathaus, Restaurant und vor allem als Wohnh?user dienen. Frau Sch?fer spricht sich deutlich für den Erhalt der Geb?ude aus. So m?chte sie in ihrer Arbeit nicht nur eine Bestandsaufnahme aller Baudenkm?ler der Nebenbahnen im oberfr?nkischen Raum geben, sondern auch Empfehlungen für die Instandhaltung der Bauten ableiten.
Rollenbasierte Autorisierung
Den Abschluss des diesj?hrigen Kolloquiums bildete der Vortrag von Frau Dipl.-Wirtsch.Inf. Gerlinde Fischer, die über ?Autorisierung in Informationssystemen“ referierte und der Frage nachging, ?woher kennt die Anwendung mich und meine Rolle“? Frau Fischer ist am ?Wissenschaftlichen Institut für Hochschulsoftware der Universit?t Bamberg“ an der Weiterentwicklung des Prüfungssystems ?FlexNow!“ beteiligt und entwickelte in diesem Zusammenhang das Forschungsinteresse ihrer Dissertation, die auch zu einer Verbesserung des Systems beitragen soll. Zun?chst machte Frau Fischer darauf aufmerksam, dass neue Entwicklungen in der IT-Branche immer einen Forschungsbedarf hinsichtlich der Datensicherheit nach sich ziehen. Anschlie?end stellte die Vortragende ihr rollenbasiertes Zugriffsmodell vor. Unterschiedliche Rollenkonzepte sollen die Vergabe von Zugriffsrechten erleichtern. Des Weiteren stellte Frau Fischer verschiedene Kriterien der Informationssicherheit vor und erkl?rte den interessierten Zuh?rern Sinn und Zweck von Verschlüsselungsmechanismen. Nach einer angeregten Diskussion nahm Frau Fischer viele Verbesserungsvorschl?ge und –wünsche für ?FlexNow!“ entgegen.
Abschlie?end bedankte sich die Universit?tsfrauenbeauftragte Frau Prof. Dr. Margarete Wagner-Braun bei den ?Forschenden Frauen“ für die hochinteressanten Vortr?ge und lud bereits alle zum Kolloquium der ?Forschenden Frauen“ 2011 ein.
Dieser Bericht wurde verfasst von Sophie Strau?.