Qualit?tssicherung
Wer seine Forschungsergebnisse ver?ffentlichen m?chte, hat aufgrund des sich ver?ndernden wissenschaftlichen Publikationsmarktes die Wahl zwischen einer Vielzahl von M?glichkeiten. Unter dem Vorwand des Open-Access-Gedankens haben sich jedoch einige unseri?se Gesch?ftspraktiken entwickelt. Hier erfahren Sie, wie diese aussehen und wie Sie sich davor schützen k?nnen.
Predatory Publishers / Predatory Journals
Mit der Open-Access-Bewegung sind neue Open-Access-Verlage und -Zeitschriften entstanden, die den freien Zugang zu wissenschaftlichen Publikationen erm?glichen. Leider gibt es darunter auch sogenannte Raubverlage (?Predatory Publishers“) bzw. Raubjournale (?Predatory Journals“), deren Gesch?ftspraktiken mehr als nur fragwürdig sind. H?ufig wird durch aggressive Werbung auf sich aufmerksam gemacht.
Für die von den Autorinnen und Autoren zu zahlenden Publikationsgebühren (APCs, Article Processing Charges), die anders als bei seri?sen Open-Access-Zeitschriften direkt mit der Einreichung anfallen, werden keine oder nur unzureichende redaktionelle und verlegerische Leistungen erbracht. Eine sehr kurze Begutachtungszeit kann ein Indiz für ein unseri?ses Vorgehen sein.
?Predatory Publishers“ machen sich den auf Forschenden lastenden Ver?ffentlichungsdruck zunutze und t?uschen gute wissenschaftliche Praxis vor, jedoch sind Qualit?tssicherungsmechanismen wie z. B. Peer Review mangelhaft. Zudem kann es sein, dass unseri?se Zeitschriften Legitimit?t und wissenschaftliche Wirkung vort?uschen, indem sie erfundene Indikatoren nutzen sowie falsche Angaben zur Indexierung in Datenbanken machen. Darüber hinaus lehnen sich ?Predatory Journals“ oft an das Erscheinungsbild bekannter Zeitschriften an. Stellenweise werden renommierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler als Herausgebende genannt, ohne dass diese davon wissen. Im Zusammenhang mit Künstlicher Intelligenz treten aktuell auch F?lle auf, bei denen der Inhalt KI-generiert und anschlie?end namhaften Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zugeschrieben wird. Eine Publikation in einem ?Predatory Journal“ schadet der Reputation des Forschenden, selbst wenn die Ver?ffentlichung von hoher wissenschaftlicher Qualit?t ist.
Um die Seri?sit?t einer Zeitschrift bzw. eines Verlags zu bewerten, k?nnen Sie die folgenden Kriterien nutzen:
- Die Initiative Think. Check. Submit. hat eine Liste mit Kriterien zusammengestellt, an denen man sich bei der Auswahl einer Zeitschrift orientieren kann.
- Die FAQs der Helmholtz-Gemeinschaft zum Thema ?predatory publishing“ ordnen das Ph?nomen der Raubverlage, seine Gr??enordnung und die Mediendebatte dazu ein.
- Auch die Handreichung der ZBW - Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft geht im Detail auf die unterschiedlichen Praktiken unseri?ser Verlage ein.
- Der Blog Retraction Watch bietet Beitr?ge und eine Datenbank zu bzw. mit zurückgezogenen Publikationen.
Seri?se Open-Access-Zeitschriften
Der freie Zugang zu wissenschaftlichen Forschungsergebnissen ist ein Ziel, das viele Wissenschaftsakteure unterstützen. In den letzten Jahren sind viele Open-Access-Zeitschriften neu entstanden, die in den jeweiligen Fachcommunities etabliert sind, eine hohe Reputation aufweisen und signifikante Impact-Faktoren haben. Folgende Indikatoren sind ein guter Hinweis dafür, dass es sich um eine seri?se Open-Access-Zeitschrift handelt:
- Eintrag im Directory of Open Access-Zeitschriften (DOAJ): http://doaj.org/
- Mitgliedschaft des Verlags in der Open Access Scholarly Publishers Association (OASPA): http://oaspa.org/
- Mitgliedschaft des Verlags im Committee on Publication Ethics (COPE): http://publicationethics.org/
- Mitgliedschaft des Verlags in der International Association of Scientific, Technical & Medical Publishers (STM): http://www.stm-assoc.org/www.stm-assoc.org
Weitere hilfreiche Kriterien sind:
- Kennen Sie oder Ihre Kolleginnen und Kollegen diese Zeitschrift? Haben Sie in der Vergangenheit bereits Artikel darin gelesen?
- Wird der Verlagsname deutlich auf der Website der Zeitschrift angegeben? K?nnen Sie den Verlag einfach identifizieren und kontaktieren (Telefon, E-Mail, Post)?
- Wird ein Editorial Board ausgewiesen, und sind Ihnen die Mitglieder zumindest namentlich als Expertinnen und Experten in Ihrem Fach bekannt? Weisen diese Personen auf ihre T?tigkeit für die Zeitschrift auf ihren eigenen Webseiten hin?
- Macht die Zeitschrift klare Angaben zu ihrem Peer-Review-Verfahren?
- Ist die ISSN korrekt? Existierende ISSN verzeichnet das International Standard Serial Number International Center.
- Macht der Verlag Angaben, welche Kosten für welche Leistungen anfallen und wann diese in Rechnung gestellt werden?
Fake Acceptance Letters
Es h?ufen sich die F?lle, in denen Forschende E-Mails von gef?lschten E-Mail-Adressen erhalten, die denen eines seri?sen Journals ?hneln, in denen die Annahme eines eingereichten bzw. begutachteten Beitrags best?tigt und zur Zahlung der Publikationsgebühr aufgefordert wird. Dabei orientieren sich die Betrügerinnen und Betrüger an ?ffentlich einsehbaren Publikationslisten von Forschenden, in denen noch nicht erschienene Arbeiten aufgeführt sind. Somit ist den Absendern der konkrete Verlag bzw. die konkrete Zeitschrift bekannt.
Achten Sie beim Empfang von E-Mails mit Zahlungsaufforderung daher genau auf die Schreibweise des Verlags bzw. der Zeitschrift sowie die Absenderadresse und die Domain.
Paper Mills
Noch einen Schritt weiter gehen sogenannte ?Paper Mills“, Organisationen, die gef?lschte wissenschaftliche Arbeiten erstellen und verkaufen.
Im Gegensatz zu ?Predatory Publishers“ bieten ?Paper Mills“ gef?lschte wissenschaftliche Artikel an und manipulieren oder f?lschen dem Artikel vermeintlich zugrundeliegende Daten. Hierbei gibt es unterschiedliche ?Gesch?ftsmodelle“. Der Verkauf von Forschungsartikeln als ?Full Service“ beinhaltet, dass die Paper Mill den Artikel ?schreibt“, einreicht und stellvertretend für die Forschenden mit der Zeitschrift kommuniziert. Zudem sind der Verkauf von AutorInnenpositionen nach erfolgreicher Begutachtungsrunde sowie der Verkauf von Zitationen g?ngige Praxis. Angestrebte Ziele sind dabei die Steigerung des Outputs von Forschenden bzw. die Steigerung des Impacts. Die Zeitschriften, bei denen ?Paper Mills“ Beitr?ge einreichen, sind dabei nicht notwendigerweise als ?predatory“ zu bezeichnen.
Fragen?
Wenn Sie auf der Suche nach einem passenden Publikationsorgan für Ihre Forschungsergebnisse sind, wenn Sie unsicher sind, ob eine bestimmte Zeitschrift seri?s ist oder nicht, oder falls Sie Fragen zum Open-Access-Publizieren haben, helfen wir Ihnen gerne weiter.
Telefon: 0951 / 863-1568
E-Mail: publizieren.ub(at)uni-bamberg.de
Auch über die UB-Beratung k?nnen Sie Termine bei uns buchen.