Das Projekt "The Proceedings of the Ecumenical Councils from Oral Utterance to Manuscript Edition as Evidence for Late Antique Persuasion and Self-Representation Techniques" (kurz: ACO) erhielt in der ERC Starting Grant-Ausschreibung 2015 eine F?rderung in H?he von 1.497.250 Euro. Der offizielle Starttermin war der 1. Mai 2016, das Ende des Projekts der 30. April 2021. Einfach ausgedrückt, handelt es sich bei dem Projekt um eine detaillierte Untersuchung der Akten der ?kumenischen Konzilien aus kulturgeschichtlicher Perspektive. Die Akten der sp?tantiken ?kumenischen Konzilien enthalten (angeblich) w?rtliche Sitzungsprotokolle, einen formalen Rahmen und Kopien relevanter Dokumente, die entweder (angeblich) w?hrend der Sitzungen verlesen oder sp?ter den eigentlichen Akten beigefügt wurden. Trotz dieses ungew?hnlichen Reichtums an dokumentarischem Material haben die abschreckende Natur der Akten, die multidisziplin?re Kompetenzen erfordert, ihre komplexe Struktur mit einer matroschka-artigen Verschachtelung von Protokollen verschiedener Zeit und das Vorurteil, dass ihr Inhalt sich nur auf christologische Haarspaltereien beziehe, Generationen von Historikern vom Studium der Konzilsakten abgehalten.
Erst in den letzten Jahren hat sich die Situation verbessert, aber diese neuere Forschung hat sich nicht immer auf solide Prinzipien gestützt: Die editierten Protokolle werden immer noch oft als wortgetreue Mitschriften angesehen. Doch selbst eine oberfl?chliche Lektüre offenbart schnell weit verbreitete redaktionelle Eingriffe. Wir müssen uns damit abfinden, dass uns die Akten in vielen F?llen weniger über die tats?chlichen Debatten als über die Redakteure, die ihre Darstellung gepr?gt haben, unterrichten werden. Das schm?lert nicht die Aussagekraft der Akten: Im Gegenteil, sie sind erstklassiges Material für die sp?tantike Rhetorik der ?berzeugung und Selbstdarstellung. In der Tat ist es m?glich, die Untersuchung auf eine profundere Ebene zu führen und die Art und Weise zu erforschen, wie die mündlichen Verhandlungen schriftlich festgehalten wurden: Mehrere Passagen in den Akten kommentieren den Prozess der Mitschrift und die Arbeit der Stenografen. So k?nnte man das Hauptziel des Forschungsprojekts als einen Versuch bezeichnen, die Schicksale der Texte der Konzilsakten nachzuzeichnen, von der mündlichen ?u?erung bis hin zu den Manuskripttexten, die wir heute haben.