Call for Papers: Nachwuchstagung "Poetik der Quantit?t"

Nachwuchstagung der Bamberger Graduiertenschule für Literatur, Kultur und Medien, Ausschreibung zum 15.2.2021

Die Bamberger Graduiertenschule für Literatur, Kultur und Medien (BaGraLCM) l?dt Nachwuchswissenschaftler*innen anl?sslich der interdisziplin?ren Nachwuchstagung ?Poetik der Quantit?t“ ein, ihre aktuelle Forschung zu Quantit?ten und Quantifizierung in der Literatur und Kultur der Vormoderne bis in die Gegenwart zu pr?sentieren und zur Diskussion zu stellen. 

Nicht zuletzt die Corona-Pandemie hat in diesem Jahr unseren Blick auf die Welt der Listen, Zahlen und Statistiken gesch?rft. Ebenso werden die stetig wachsende globale digitale Vernetzung sowie wirtschaftliche Zusammenh?nge in Zeiten der Globalisierung h?ufig in Quantit?ten gemessen und dargestellt. Quantit?ten und Quantifizierungen sind allgegenw?rtig in der lokalen wie globalen Gegenwart. Zahlen und Statistiken, Ratings und Noten, Listen und Scores, Likes und Sternchen – beinahe jedes Segment der heutigen Gesellschaft ist von einer ?permanente(n) Vermessung und Bewertung“ gepr?gt (Mau 2017, 13). 

Versuche zur Quantifizierung bezeichnen jedoch nicht singul?r unsere Gegenwart, sondern ziehen sich als immer wieder aufkommende Tendenz in ganz unterschiedlichen Ausformungen sowohl durch die vormoderne wie auch die neuzeitliche Literatur- und Kulturproduktion. Literatur und Kultur figurieren dabei als Orte der Auseinandersetzung mit quantitativen und quantifizierenden Denkstrukturen und eignen sich solche auch an, gleichzeitig bieten sie aber auch eigene Ausdrucksformen von Mengenwertigkeiten und Arten der Vermessungen an. Diese Diversit?t der ?sthetischen und poetischen Mittel anhand einer diachronen und synchronen Perspektivierung zu er?rtern und ihre Umsetzung in Literatur und Kultur zu erforschen, sind die zentralen Fokusbereiche der interdisziplin?ren Graduiertentagung. Dabei k?nnen sich die Beitr?ge an den folgenden Themenbereichen orientieren:

– Mittel zur Quantifizierung: Das Ph?nomen der Quantifizierung in Literatur und Kultur setzt in vielen F?llen eine Aneignung fremdwissenschaftlicher empirischer Parameter voraus. Darüber hinaus sind jedoch auch Formen der Quantifizierung zu erkennen, die genuin aus der literarischen und kulturellen Sprachlogik entstehen. Diese stammen nicht ausschlie?lich aus dem Bereich der Tropen. Sie k?nnen sich auch auf eine spezifische Gestaltung narrativer Elemente, auf die Auswahl kleinerer literarischer Formen sowie allgemein auf einen besonderen Umgang mit der Sprache an sich beziehen. Um welche Mittel handelt es sich dabei und wie werden sie umgesetzt? Generieren Literatur und Kultur eigene Parameter der Vermessung von Mengenwertigkeiten?

– Quantifizierbare Gr??en: Innerhalb der Palette der quantifizierbaren Gr??en sind diverse epochenspezifische Akzentuierungen festzustellen. Hierbei kann durch eine diachrone Perspektivierung sowie die Verzahnung literatur- und kulturhistorische Entwicklungen Wandlungen des quantifizierten Objekts differenziert analysiert werden. Darüber hinaus stellt sich die Frage, ob Literatur und Kultur Episteme schaffen, die Mechanismen für das Messen des scheinbar Unmessbaren besitzen, sodass auch Abstrakta wie etwa Liebe, Glaube oder Hass quantifizierend gefasst werden k?nnen.

– Quantit?t als ?sthetisches und poetologisches Mittel: Ebenso stellt sich die Frage, ob quantifizierende Mittel in Literatur und Kultur ausschlie?lich als Parameter der Vermessung dienen k?nnen. Selbst wenn sie diese prim?re Rolle haben, bleibt es durchaus noch offen, ob sie in narrativen und kulturellen Rahmen nicht eine andere ?sthetische und poetologische Funktion erfüllen. Quantit?t kann in manchen F?llen nicht nur als Schein einer Glaubwürdigkeit eingesetzt werden, sondern auch tiefer in die narrativen Strukturen eingreifen, wo sie nicht nur Mittel, sondern Teil eines poetologischen Konzeptes sind.

– Quantit?tskepsis vs. Quantifizierungseifer: Literatur und Kultur sind die Schaupl?tze der Auseinandersetzung mit der Pr?valenz der Quantit?t über die Narrative und umgekehrt, die auch für unsere Gegenwart besonders relevant ist. Vermitteln Zahlen und Formeln Sicherheit in einer flüchtigen Welt, oder tragen sie nur zu einer ?quantitative(n) Blendung“ (Esposito 2007, 72) bei? Bieten sie vielleicht einen Anhaltspunkt gegenüber der Verallgemeinerung durch das Singul?re des Erz?hlens, dessen Emotionalisierung und Verschiebung empirisch belegter Fakten? Literatur und Kultur k?nnen in der Debatte sowohl als Befürworter wie auch als Gegner des Quantifizierungsprinzips figurieren.

Die Tagung findet am 4. und 5. Juni in Bamberg statt. Alle Interessierten werden gebeten, bis zum 15. Februar 2021 ein kurzes Abstract (max. 500 W?rter) an die Organisator*innen Niklas Schmitt, Katerina Shekutkovska und Alyssa Steiner über die folgende E-Mail-Adresse zu schicken: tagung.bagralcm(at)uni-bamberg.de.

Die Ver?ffentlichung eines Sammelbandes wird angestrebt. Unterkunft- und Reisekosten werden mit einer Pauschale unterstützt.

?ber eine rege Teilnahme der Bamberger Graduierten würden wir uns freuen!

Herzliche Grü?e,

Niklas Schmitt, Katerina Shekutkovska, Alyssa Steiner

https://bagralcm.uni-bamberg.de/cfp-poetik-der-quantitaet/