Lars Burghardt, Universit?t BambergFotoKohler

Lars Burghardt erforscht unter anderem geschlechtsspezifische Auswirkungen von Bilderbüchern auf Kinder.

Für Kinder selbstverst?ndlich: kochende und n?hende M?nner

Das K?nnen ist entscheidender als das Geschlecht – so eine erziehungswissenschaftliche Studie der Universit?t Bamberg.

Die Frau kocht, der Mann verdient Geld? Geht es nach Kindergartenkindern, sollten Aufgaben unabh?ngig vom Geschlecht verteilt werden. Kinder besitzen ein flexibles Rollenverst?ndnis und einen Sinn für Gerechtigkeit. Zu diesem Ergebnis kommt ein erziehungswissenschaftliches Forschungsteam der Universit?t Bamberg. Ihre Studie wurde 2020 im Fachmagazin ?Diskurs Kindheits- und Jugendforschung“ ver?ffentlicht. ?Viele Kinder verbinden bestimmte T?tigkeiten mit Personen, die erwachsen sind oder geeignete Kompetenzen besitzen. Weniger entscheidend ist für sie, ob jemand m?nnlich oder weiblich ist“, schildert Hauptautor Dr. Lars Burghardt vom Lehrstuhl für Frühkindliche Bildung und Erziehung an der Universit?t Bamberg.

Interviews zeigen Geschlechtervorstellungen der befragten Kinder

Für die Studie haben Lars Burghardt, Fabian Hemmerich und Anna Mues Interviews mit 23 Jungen und 20 M?dchen aus drei Kindertageseinrichtungen in Oberfranken ausgewertet. Die insgesamt 43 Kinder waren im Jahr 2019 zwischen vier und sechs Jahre alt. Eine geschulte Interviewerin las ihnen das Bilderbuch ?Sigurd und die starken Frauen“ von Jutta Nymphius und Volker Fredrich vor. Darin geht es um ein Wikingerdorf, in dem Frauen in See stechen und k?mpfen, w?hrend M?nner Hausarbeiten erledigen und sich um die Kinder kümmern. Mit dieser Aufgabenverteilung sind nicht alle Dorfbewohnerinnen und -bewohner zufrieden. Schlie?lich einigen sie sich darauf, dass sie die T?tigkeit unabh?ngig vom biologischen Geschlecht w?hlen k?nnen.

Zum Inhalt dieses Buches wurden die Kinder befragt, um ihre eigenen Geschlechtervorstellungen zu erfassen. Beispielsweise lautete eine Frage an die Kinder: ?Glaubst du, die Frida kann gut mit Axt und Schwert umgehen?“. 29 Kinder bejahten die Aussage. Warum? Sie antworteten unter anderem, dass sie es nicht wüssten, dass Frida geübt habe oder dass Frida schon gro? sei. 13 Kinder verneinten die Frage, etwa mit der Begründung, dass Frida noch zu klein sei oder sich mit Waffen verletzen k?nne.

Eltern sollten mit Kindern über Bilderbücher sprechen

?Insgesamt weisen unsere Befunde darauf hin, dass viele Kinder flexible Vorstellungen haben, was das Verhalten von m?nnlichen und weiblichen Figuren angeht“, sagt Lars Burghardt. Die Mehrheit der Kinder hatte zum Beispiel keine Zweifel daran, dass auch V?ter sich gut um Kinder kümmern und kochen k?nnen. Sie waren der Ansicht, dass T?tigkeiten wie N?hen, K?mpfen oder Bügeln keinem Geschlecht mehr oder weniger liegen. ?Einem Gro?teil der Kinder scheint es auch sehr wichtig zu sein, dass M?nner und Frauen die gleichen Rechte und M?glichkeiten haben“, erg?nzt Hemmerich. So empfanden die meisten Kinder die Aufgabenverteilung zwischen M?nnern und Frauen als ungerecht. Die im Buch eingeführte Gerechtigkeit der freien Aufgabenwahl stie? bei fast allen Kindern auf gro?e Zustimmung.

?Wegen der kleinen Stichprobe sind diese Befunde nicht allgemeingültig“, schr?nkt Burghardt ein. Dennoch erlauben ihm die Ergebnisse, Eltern einen Ratschlag zu geben: ?Bilderbücher sind gut geeignet, um mit Kindern offen und reflektiert über gesellschaftlich relevante Themen zu sprechen. Dafür k?nnen Eltern auch stereotype Bilderbücher verwenden, zum Beispiel über Prinzessinnen. Wichtig ist, auf die vielf?ltigen M?glichkeiten im realen Leben einzugehen. Nicht alle M?dchen müssen eine Prinzessin sein, wenn sie sich mit dieser Rolle nicht wohlfühlen.“ Denn: Bekommt ein Kind nur ein Lebensmodell vorgelebt, das nicht zu ihm passt, schr?nkt es dessen Vorstellungen und Entscheidungen m?glicherweise ein.

Publikation: Lars Burghardt, Fabian Hemmerich, Anna Mues. 2020. Frühkindliche Wahrnehmung von Geschlechterdarstellungen beim gemeinsamen Lesen eines Bilderbuchs. Diskurs Kindheits- und Jugendforschung, Heft 3-2020. https://doi.org/10.3224/diskurs.v15i3.03

Das Projekt stammt aus dem Forschungsschwerpunkt ?Empirische Sozialforschung zu Bildung und Arbeit“ der Universit?t Bamberg. Weitere Informationen und aktuelle Meldungen zum Schwerpunkt finden Sie unter www.uni-bamberg.de/forschung/profil/bildung-und-arbeit. Au?erdem ist das Projekt ein Beispiel für Familienforschung, die an der Universit?t Bamberg eine wichtige Rolle spielt. Es gibt vielf?ltige Projekte in diesem Bereich, unter anderem in Kooperation mit dem Staatsinstitut für Familienforschung an der Universit?t Bamberg (ifb). 

Bild(1.8 MB): Lars Burghardt erforscht unter anderem geschlechtsspezifische Auswirkungen von Bilderbüchern auf Kinder.
Quelle: FotoKohler

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Dr. Lars Burghardt
Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Frühkindliche Bildung und Erziehung
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