"Wiederverwenden statt Wegwerfen"
Um die Umwelt und das Klima für nachfolgende Generationen zu schützen, müssen nicht nur Strom, Gas und Wasser gespart werden. Auch die Müllmenge muss reduziert werden. Denn gerade der Abfall beeinflusst die Umwelt negativ. Im Rahmen des Nachhaltigkeitsmonats organisierte Annamaria Pfeffer deswegen den Workshop ?Zero Waste: DIY Deo und Zahnpasta“. Im Interview erz?hlt sie von ihrem Engagement gegen die Müllmassen und wie Müllvermeidung zu einem nachhaltigen Lebensstil beitragen kann.
Sie haben im Rahmen des Nachhaltigkeitsmonats einen Workshop zum Thema ?Zero Waste“ angeboten. Was bedeutet der Begriff eigentlich?
Annamaria Pfeffer: Der Begriff ?Zero Waste“ bedeutet ?kein Müll“. Es geht darum, m?glichst keinen Müll zu produzieren. Ganz so einfach ist das nicht m?glich, aber man versucht sich das Ziel zu setzen, m?glichst wenig Müll zu produzieren. Man k?nnte auch von ?Less Waste“ sprechen und versuchen beim Essen, bei der Kosmetik und im Alltag Müll zu reduzieren. In dem heutigen Workshop ging es um Kosmetik. Für den Workshop haben wir alle Zutaten aus einem Unverpackt-Laden gekauft, Deo und Zahnpasta selbst hergestellt und in gebrauchte Einmachgl?ser gefüllt. Bei ?Zero Waste“ ist es immer der Ansatz, Dinge wiederzuverwenden statt wegzuwerfen.
Was hat Sie veranlasst, sich für das Thema ?Zero Waste“ zu engagieren?
Ich glaube, mein Engagement kam durch meine Kinder. Ich habe mir damals die Frage gestellt: ?Habe ich jetzt das Ziel meines Lebens erreicht oder kann ich mir noch andere Ziele setzen?“ Und da dachte ich, eigentlich w?re das Beste für meine Kinder und für mich, uns eine gesunde Welt zu erhalten. So sind Umweltthemen für mich in den Vordergrund gerückt. Im Kino habe ich dann den Film ?Tomorrow“ von Transition gesehen. Transition ist eine internationale Initiative, die versucht, einen Wandel hervorzurufen. Sie hilft den Bürgerinnen und Bürgern der St?dte und Gemeinden eine bessere Umwelt zu erschaffen, ohne, dass dabei die Wirtschaft im Vordergrund steht. Dafür stehen viele Projekte von Transition, wie auch der Film ?Tomorrow“. Es hei?t: ?Immer, wenn du eine Idee für einen guten Zweck hast, dann z?gere nicht, sondern mach? einfach!“ Man sollte einfach anfangen, selbst wenn es sich so anfühlt, als würde es nichts bewirken.
Seit wann setzen Sie sich für Nachhaltigkeit an der Universit?t Bamberg ein?
Mittlerweile engagiere ich mich seit vier oder fünf Jahren für Nachhaltigkeit. Damals gab es noch keinen Nachhaltigkeitsmonat und auch kein Nachhaltigkeitsbüro in der Universit?t Bamberg. Ich habe selbst an der Universit?t Bamberg studiert und gearbeitet. Ich fühle ich mich noch immer mit der Universit?t verbunden. Dort habe ich mir immer die freien Fl?chen angeschaut und dachte mir: ?Da müssten eigentlich Hochbeete hin, so k?nnte ich etwas in der Universit?t bewirken“. Damals habe ich mich dann mit ein paar Leuten zusammengeschlossen und wir haben hier die Idee des Uni Gardening ins Leben gerufen. Das war mein erstes Projekt an der Universit?t Bamberg. Heute bin ich auch im Rahmen des Nachhaltigkeitsmonats aktiv. Ich wünsche mir, dass der Nachhaltigkeitsmonat die Leute erreicht und dass die Universit?t das Engagement weiter beibeh?lt. Es gab eine riesige Vielfalt an Angeboten mit richtig wertvollen Sachen.
Warum engagieren Sie sich rund um das Thema Müll und Müllvermeidung?
Müll hat verschiedenste Auswirkungen: In der Stadt f?llt natürlich eine gro?e Menge an Müll an. Der Müll muss irgendwo hin, er muss eingesammelt werden, hin und her geliefert werden. Das ist ein riesiger Arbeitsaufwand. Der Müll ist au?erdem für die Tier- und Vogelwelt gef?hrlich. Oft essen verschiedene Tiere den Müll, der h?ufig in Plastik verpackt ist, und sterben daran. Daher sollten wir den Müll auf der Stra?e aufheben und wegschmei?en. Gerade die Tiere im Wasser sind sehr schlimm betroffen. Wenn der Müll ins Wasser gelangt, k?nnen sich die Tiere im Müll verfangen. Ein gro?es Problem ist auch Mikroplastik. Wenn der Müll im Meer verf?llt, sich jedoch wegen des Plastiks nicht komplett zersetzen kann, entsteht Mikroplastik. Mikroplastik ist in kleinsten Gr??en vorhanden und heute überall zu finden: im Wasser, im Schnee und in unserem Blut.
Komplett auf Müll zu verzichten, ist schwierig. Haben Sie Tipps, wie man im Alltag den eigenen Müllkonsum reduzieren kann?
Auf jeden Fall sollte man eine Einkaufsliste schreiben, bevor man einkaufen geht. Es gibt so viel Auswahl und alles, was lecker aussieht, ist in Tüten verpackt. Am besten l?sst man sich im Laden nicht dazu verleiten Produkte zu kaufen, die man nicht braucht oder die man noch zuhause hat. Es ist wichtig darauf zu achten, keine Lebensmittel wegzuwerfen, denn das produziert wieder unn?tigen Müll.
Ich finde es sehr sch?n, wenn man darauf achtet, wie man losgeht. W?hrend Corona haben wir immer darauf geachtet, dass wir eine Maske mitnehmen. Jetzt k?nnen die Menschen darauf achten, einen Rucksack mitzunehmen, in dem man eine Box, einen Becher, Besteck und einen Beutel mitnimmt. Ich sage immer, das sind die vier gro?en B. Damit kann man schon sehr viel, sehr richtig machen. So kann man unterwegs Essen oder Kaffee kaufen, ohne danach den Einwegbecher oder die Einwegbox wegwerfen zu müssen.
Und wie sieht es in Bamberg aus?
Der Unverpacktladen ist super und ist die beste M?glichkeit Verpackung beim Einkaufen einzusparen. Oft haben die Leute bedenken, das sei zu teuer. Aber man kann sich mit Freunden zusammentun. Zum Beispiel kauft man fünf Kilo Natron und teilt es auf fünf Freundinnen auf. Dann muss man nicht so viel Natron bei sich zuhause lagern und es ist auch günstiger.
Und noch ein Tipp, wenn man den Nachhaltigkeitsgedanken vorantreiben m?chte: Es ist immer die beste Wahl, gebrauchte Sachen zu kaufen. Falls man etwas braucht, sollte man immer zuerst versuchen, es auf dem Sekund?rmarkt zu erwerben. Bei gebrauchten Sachen musst man nicht schauen, wo und unter welchen Bedingungen es hergestellt wurde, denn es wurde nicht für dich produziert. Am besten also immer zuerst bei den entsprechenden Plattformen im Internet schauen.
Vielen Dank für das Gespr?ch!
Das Interview führten Lara Thiel und Nina Golombek.
Das Interview wurde von Studierenden der Universit?t Bamberg im Rahmen der praktischen Lehrveranstaltung ?Grundlagen des digitalen Journalismus“ am Institut für Kommunikationswissenschaft unter Leitung von Vera Katzenberger durchgeführt.